Insekten, Spinnentiere und Schnecken

Klein, aber oho – Warum sind Wildbienen eigentlich so wichtig?

Seit längerem wird viel über Bienensterben und Bienenschutz geredet und geschrieben. Meistens geht es dabei um Honigbienen (Apis spec.), die man retten und schützen muss. Wenngleich es in Deutschland noch freilebende, wilde Honigbienen geben soll, lebt doch die Mehrzahl als Nutztier in menschlicher Obhut. Vor allem Kreuzungen aus Dunkler Biene, Kärntner Biene und Italienische Biene oder der Honigbienen-Rasse Buckfast-Biene werden zur Produktion von Honig und Wachs gehalten, und solange es Imker gibt, muss man sich auch um den Fortbestand dieser Insekten keine Sorgen machen.

Anders verhält es sich mit den meisten Wildbienen-Arten, von denen bereits über 5% vom Aussterben bedroht und über 35% als im Bestand gefährdet eingestuft werden. Wird das Sterben der Wildbienen-Arten nicht gestoppt, wird auch der Mensch die Folgen spüren. Denn die kleinen Insekten bestäuben landwirtschaftliche Nutzpflanzen wie Obst und Gemüse und sorgen dadurch für gute landwirtschaftliche Erträge, was dem Menschen unmittelbar zu Gute kommt. Wildbienen befruchten darüber hinaus aber auch viele heimische Wildpflanzen und tragen damit zum Erhalt des für unser Ökosystem so wichtigen Artenreichtums bei.

Im Vergleich zur Honigbiene sind Wildbienen um ein Vielfaches schneller und effizienter.

So kann eine Wildbiene täglich bis zu 5000 Blüten bestäuben, während die Honigbiene nur maximal 300 Blüten schafft. Etwa 650 Weibchen der Wildbienenart Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) sind in der Lage, einen Hektar blühende Apfelbäume zu bestäuben. Nimmt man Honigbienen, muss für die gleiche Fläche mindestens ein Volk mit etwa 20.000 Arbeiterinnen eingesetzt werden. Vor allem im gewerblichen Obstanbau werden daher zunehmend gezüchtete Hummeln und Mauerbienen eingesetzt, die es bereits im Handel zu kaufen gibt.

Die Artenvielfalt ist in Gefahr

Genauso wichtig wie die Quantität ist die Tatsache, dass Wildbienen sehr viel spezieller als Honigbienen bestäuben. So werden zahlreiche Wildblüten-Pflanzen ausschließlich von ganz bestimmten Wildbienenarten und nicht von Honigbienen bestäubt. Gibt es die Wildbiene nicht mehr, kann auch die Pflanze nicht fortbestehen. Vor allem durch die wachsende Zahl privater Hobbyimker in Stadtgebieten konkurrieren teilweise schon Honig- und Wildbienen um die zur Verfügung stehende Nahrung. Beim Kampf um Pollen und Nektar von Blütenpflanzen ziehen Wildbienen dann häufig den Kürzeren, da sich Honigbienen besser durchsetzen und behaupten können. Daher könnte es sein, dass in Gebieten mit zu vielen Honigbienen die Wildbienenpopulation beeinträchtigt wird.

Ursula Bauer

Diplom-Biologin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.