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Beschlagnahmte Welpen übernommen

In der Nacht zum 7. Dezember 2020 wurden zwei ca. fünf Wochen alte Malteser-Welpen von der Polizei zu uns ins aktion tier Tierheim Roggendorf gebracht. Die Welpen waren bei einer routinemäßigen Kontrolle eines Kleintransporters aus Rumänien auf der Autobahn bei Stolpe, Mecklenburg-Vorpommern, von den Beamten entdeckt worden. Sie befanden sich, zusammen mit weiteren leeren Transportboxen und von Möbeln verdeckt, im hinteren Teil des Fahrzeugs und sollten in Bremen übergeben werden.

Die vom Fahrer mitgeführten EUHeimtierpässe stammten aus Rumänien und waren eindeutig gefälscht, da sie handschriftlich eingetragene, fiktive Chipnummern enthielten. Die Welpen waren aber nicht gechippt. Außerdem waren sie mit ca. 5 Wochen zum Verkauf viel zu jung, denn unser Tierschutzgesetz schreibt hierfür ein Mindestalter von 8 Wochen vor. Des Weiteren fehlte bei beiden Tieren die vorgeschriebene Tollwutimpfung, ohne die kein Hund aus dem EU-Ausland nach Deutschland einreisen kann. Daher mussten die Malteser erst einmal 10 Wochen in Tollwutquarantäne.

Unsere Pfleglinge, die außerdem unter schwerem Parasitenbefall mit Giardien (Dünndarm-Parasiten) und Spulwürmern litten, mussten sich erst einmal richtig erholen und wurden tiermedizinisch überwacht, sodass an eine Vermittlung zunächst nicht zu denken war.

Welpen können grundsätzlich erst ab der 12. Lebenswoche gegen den gefährlichen Tollwut-Virus geimpft werden. Danach muss man 3 Wochen warten, bis sich der Impfschutz ausgebildet hat. Somit dürfen Junghunde erst mit frühestens 15 Wochen nach Deutschland eingeführt werden.

Organisierter Welpenhandel vermutet

Die Missachtung der rechtlichen Vorgabe für die Einfuhr von Hunden sowie die vielen leeren Transportboxen im Fahrzeug und weitere 10 EU-Heimtierpässe mit zweifelhaften Eintragungen legen den Verdacht nahe, dass wir es hier mit einem Fall von organisiertem Welpenhandel zu tun haben. Vermutlich wurden mit dem Transporter mehrere, via Internet bestellte Hunde nach Deutschland gebracht, und unsere Malteser waren die letzten, die abgeliefert werden sollten.

Auch wenn die Verlockung im Moment groß ist, sich zur Gesellschaft einen Hund per Mausklick im Internet zu bestellen, warnen wir eindringlich davor!

Die Gefahr, ein krankes Tier zu erstehen, ist sehr groß. Denn den skrupellosen Massenvermehrern und profitorientierten Tierhändlern ist die Gesundheit ihrer „Ware“ egal. Ganz zu schweigen von den Muttertieren, die vorrangig in den osteuropäischen Nachbarländern oft unter fürchterlichen Bedingungen ihr Leben als Gebärmaschinen fristen. Die neuen Besitzer der beiden Malteser Welpen hätten nicht nur zwei kranke und aufgrund der frühen Trennung von der Mutter traumatisierte Hunde bekommen. Sie hätten sich außerdem durch den Kauf illegal importierter Tiere strafbar gemacht. Denn auch hier gilt: Unwissenheit schützt nicht vor Strafe!

Warum muss es überhaupt ein Welpe sein, wo doch ein älterer Hund ganz klar gewisse Vorteile bringt?

Ein erwachsenes Tier ist stubenrein, hat seine „Ich-muss-alleszerbeißen-Phase“ hinter sich, steht in der Regel schon mehr über den Dingen, muss sich gegenüber Artgenossen nicht mehr ständig beweisen und seinen Menschen nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit herausfordern. Ältere Hunde findet man zuhauf in jedem Tierheim. Wenn Sie einen erwachsenen Hund aus dem Tierheim zu sich nehmen, unterstützen Sie den Tierschutz. Der Kauf eines Welpen fördert dagegen nur den Tierhandel.

Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie ist die Nachfrage nach Welpen besonders hoch und kann von heimischen Züchtern und Tierheimen kaum mehr befriedigt werden.

Kampagnenbroschüre „Mein Kind wünscht sich ein Tier“

Unsere Broschüre zur Kampagne können sie hier herunterladen.

Das große Geschäft mit den kleinen Hunden

Hunde sind gleich hinter Katzen das zweitliebste Haustier der Deutschen. Besonders hoch im Kurs stehen ganz junge Vierbeiner, die man nach seinen eigenen Vorstellungen erziehen kann. Doch woher bekommt man einen Welpen, und welche Gefahren lauern beim Kauf?

Update zu den beiden Malteser-Welpen

„Edna“ und „Edgar“, wie die beiden Malteser getauft wurden, geht es erfreulicherweise besser. Sie werden intensiv tierärztlich betreut. Auf Grund der Tollwutquarantäne durften sie keinerlei Kontakt zu anderen Tieren haben und werden mehrmals wöchentlich vom Tierarzt untersucht, weil nicht mit Sicherheit auszuschließen war, dass beide bereits infiziert sind. Da kennen unsere deutschen Gesetze auch keinen Spielraum, wenn es um das Thema Tollwut geht!

Auch wenn wir glücklich darüber sind, dass der hohe Aufwand sich auszahlt und es mit beiden gesundheitlich bergauf geht, ist dieser isolierte Zustand für die beiden Welpen natürlich alles andere als schön. Zudem sind sie ohnehin schon zu früh von der Mutter getrennt worden, und der Sozialkontakt zu anderen Hunden wäre jetzt besonders wichtig. Kurz vor Drucklegung dieser Ausgabe konnten Edna und Edgar glücklicherweise in ein gutes neues Zuhause vermittelt werden.

Ursula Bauer

Diplom-Biologin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.